Digitalisierung im gemeinnützigen Sektor
– eine Einführung
(Lesezeit ca. 4 Minuten)
»Verschenkte Potenziale:
Deutsche Non-Profits bleiben unter ihren Möglichkeiten«1
– mit dieser Schlagzeile veröffentlichte das Haus des Stiftens den Digital-Report 2020, die bislang größte professionelle Auswertung zur Digitalisierung deutscher Non-Profit-Organisationen (NPO) mit 5.000 befragten Einrichtungen. Seit Veröffentlichung der Untersuchung im Frühjahr 2020 dürfte sich noch nicht allzu viel an der Situation geändert haben. Es ist davon auszugehen, dass nach wie vor die »Erfüllung des sozialen Auftrags unter mangelnder Digitalisierung leidet« 2.
Mit diesem und den kommenden Ausgaben unseres Newsletters blicken wir aus unterschiedlichen Perspektiven auf die Thematik und geben Ihnen praktische Hinweise zum Umgang damit, denn Digitalisierung betrifft Organisationen des gesamten gemeinnützigen Sektors und jeglicher Größenordnung. In den Organisationen wiederum sind alle Bereiche betroffen: von der Kommunikation mit Spendenden und der Adressverwaltung, über das Fundraising, die Buchhaltung, Steuern und das interne Management von Projekten oder Mitarbeitenden bis hin zu Öffentlichkeitsarbeit oder Social-Media-Auftritt – an allen Arbeitsschritten sind digitale Prozesse oder Geräte beteiligt.
Mit vier Aspekten werden sich die Newsletter besonders intensiv beschäftigen:
IST DIE CLOUD DIE LÖSUNG?
Einer Entwicklung, die lange zögerlich verlief, verpasste der Corona-Lockdown im März 2020 einen Turbo-Boost: Nicht an einen festen Ort gebundene Arbeitsplätze waren fast schlagartig unverzichtbar. Ein „Zurück“ wird es nicht geben. Home-Office und das Zusammenarbeiten an verschiedenen Standorten (auch als „digitale Kollaboration“ bezeichnet) werden künftig bedeutsamer – und dafür brauchen Cloud-Services immer bessere Performance. Nur dann sind alle Daten und Programme zeit- und standortunabhängig verfügbar.
- Was sind die Stärken von Cloud-Lösungen und wieviel Flexibilität schaffen sie tatsächlich?
- Wo lauern Gefahren in der Cloud – insbesondere für die äußerst sensiblen Daten von Mitgliedern, Spendern und Freunden einer spendensammelnden Organisation?
- Wie bereiten sich NPO richtig auf die Cloud vor – technisch, mit Manpower und mit Know-how?
- Und welche gesetzlichen Rahmenbedingungen gilt es zu beachten, damit der Cloud-Server auf der „sicheren Seite“ steht?
Antworten auf diese und weitere Fragen lesen Sie im ersten Newsletter Mitte Februar 2022.
MIT STRATEGIE IN DIE DIGITALE ZUKUNFT
Es braucht mehr, als mit Computer, Tablet und Smartphone umgehen zu können, um Verein, Verband oder Gemeinde zu digitalisieren. Alle Beteiligten sollten sich sicher im Internet bewegen und keine Angst vor neuer Soft- und Hardware haben. Viel wichtiger aber: Die gesamte Strategie einer Organisation, ihre Kultur und die Kompetenzen der Mitarbeitenden gehören auf den Prüfstand, wenn digitaler Wandel erfolgreich werden soll. Anders gesagt: Digitalisierung braucht eine schlüssige Strategie. Mit einer solchen Strategie haben NPO die Chance, sich in einem Markt zu behaupten, in dem
- der Wettbewerb um Spenden und ehrenamtliches Engagement stärker wird,
- die Zielgruppen der NPO-Arbeit selbst immer digitaler werden,
- sich nur mit digitaler Unterstützung noch ausreichend Wirkung und Reichweite erzielen lassen oder
- Social Startups in Konkurrenz zu Leistungen von NPO treten.
Doris Kunstdorff, geschäftsführende Gesellschafterin der Cloud und Rüben gGmbH, erläutert im Interview mit der Newsletter-Redaktion den Weg zur tragfähigen Digitalstrategie und erklärt, warum dabei das Management besonders gefragt ist. Das Interview lesen Sie in unserem Mai-Newsletter.
DER FAKTOR MENSCH – BREMSKLOTZ ODER NUTZNIESSER?
In der Befragung für den bereits zitierten Digital Report gaben nur 14 von 100 befragten Organisationen an, „hinsichtlich Wissens und Ressourcen für die Digitalisierung gerüstet“ [3] zu sein. Ebenfalls nur 14 Prozent kümmern sich um die Weiterbildung von Mitarbeitern zu IT- und Digitalisierungs-Themen. Und: „Die Mehrheit der befragten NPOs plant, keinerlei Gelder in IT-Personal (68 Prozent), IT-Schulungen (49 Prozent) oder die Auslagerung für IT (69 Prozent) zu investieren.“ [4]
Was aber geschieht, wenn Mitarbeitende sich nicht mit der IT und ihren Möglichkeiten „anfreunden“ und das Potenzial der Technologie wirklich verstehen? Reicht das reine Wissen um die korrekte Bedienung von Computer und App schon aus? Oder führt ein zu oberflächliches Verhältnis zwischen digitalen Eingabegeräten und Nutzern in die Sackgasse?
Wir vermitteln unseren Leserinnen und Lesern mit dem Newsletter im August 2022, wie Mitarbeitende also auf dem Weg in die Digitalisierung mitgenommen werden.
MIT WERTEBASIERTER MEDIENKOMPETENZ UND DIGITALER ETHIK ZUM ZIEL
Heute löst eine politische Diskussion über die Regulierung von Tech- und Social-Media-Giganten wie Google, Amazon, Facebook oder Instagram die nächste ab. Gleichzeitig offenbart solches Verhalten schonungslos die Schwachstellen der Digitalisierungseuphorie vergangener Jahre. Lange Zeit gab es nur Anerkennung und ehrwürdiges Staunen angesichts der wirtschaftlichen Erfolge dieser und ähnlicher Unternehmen. Ein Gestaltungswille oder eine Auseinandersetzung mit den Schattenseiten einer überdigitalisierten und übermedialisierten Welt waren nicht zu erkennen.
In dieser Situation haben NPO eine spannende Aufgabe: Sie können ihren Glaubwürdigkeitsvorsprung nutzen, können sehr bewusst mit der „Macht“ umgehen, die sie als „die Guten“ haben. Sinnvoll ist das schon allein deswegen, weil es gilt, den Spender, den Unterstützer, das Mitglied vor einer weiteren „Datafizierung der Privatsphäre“ [5] zu schützen.
So kann der gemeinnützige Sektor eine Digitalethik entwickeln und leben, an der andere sich orientieren. Welche Fragen sich dabei stellen, werden wir in unserem November-Newsletter verdeutlichen.
Freuen Sie sich auf vier spannende Themen und Beiträge, die Sie und Ihr Team im digitalen Wandel unterstützen.
Der nächste Newsletter I/2022 erscheint Mitte Februar mit dem Thema: „Ist die Cloud die Lösung?“
Diese Ansicht des Newsletters ist für Web optimiert. Um diesen und zukünftige Newsletter im vollen Umfang lesen zu können, abonnieren Sie einfach unter optigem.com/newsletter den kostenlosen Bezug.
——————-
[1] https://www.hausdesstiftens.org/digital-report-2020/ / online abgerufen am 19.11.2021
[2] ebd.
[3] ebd.
[4] ebd.
[5] https://www.zukunftsinstitut.de/artikel/moral-im-netz-wir-brauchen-eine-digitalethik/ online abgerufen am 19.11.2021
ODER